Hilfsmittel

In weit über sieben Briefen wurde ich von Kollegen, Mandantinnen und Gegnerinnen gefragt: „Herr Ottstadt – wie machen Sie das? Welche Hilfsmittel nutzen Sie bei Ihrer täglichen Arbeit?!“

Die Frage schmeichelt mir natürlich sehr! Auch wenn ich Gefahr laufe, mit einer Plauderei aus dem Nähkästchen meinen fast uneinholbaren Vorsprung vor der Konkurrenz zu verspielen, so überwiegt doch der Impuls, Sie nicht im Unklaren zu lassen.

Von nahezu allergrößter Bedeutung ist zunächst ein Schild, aus dem sich ergibt, wo man Ihre Kanzlei überhaupt finden kann.

(Zum Schutz Ihrer Nerven wäre es aber noch wichtiger, auf einem möglichst doppelt so großen Schild den Paketboten darum zu bitten, NICHT bei Ihnen zu klingeln, wenn es darum geht, wohnzimmerschrankgroße Pakete für Nachbarn, die an 480 Tagen im Jahr verreist sind, abzugeben.)

Auch ganz wichtig: wegweisende Fachliteratur. Als es kurzzeitig möglich schien, dass Deutschland wieder ein Fürstentum werden könnte, dachte ich mir: nur wenige sind darauf noch besser vorbereitet als ich!, weil ich wirklich noch ohne die Hilfe des Internets spornstreichs nachlesen kann, wie man eigentlich mit einem Kaiser verkehrt oder wie man einen Großherzog anredet. Oder wüssten Sie, wie Sie einem Erzbischof, der ein Fürstbischof ist, richtig schreiben? „Eure Hochfürstliche Durchlaucht!“ hat es zu heißen, und vor der Unterschrift muss dann „Gehorsamst“ stehen.

Technisches Verständnis ist bei der Berufsausübung unentbehrlich. Unerschöpflichen Rat gibt hier die Entscheidungssammlung des Reichsgerichts in Civilsachen.

Hätten Sie beispielsweise gewusst, was eine Eisenbahn ist? Nein? Nie wurde es schöner ausgedrückt als hier:

Sie ahnen es: Argumente sind für den Beruf sehr wichtig! Doch was tun, wenn die Argumente nicht verfangen? Natürlich weiter Argumentieren! Die Anwendung von noch im frühen 20. Jahrhundert weit verbreiteten Argumentationsverstärkern lehne ich entschieden ab.

Häufig möchten Mandanten wissen: „Wie wird der Prozess voraussichtlich ausgehen?“ Dann ist meine ganze Erfahrung gefragt! Rechtsprechung und Fachliteratur sind natürlich entscheidend, aber insbesondere bei unerschütterlichen Freunden der Anthroposophie setze ich auch heutzutage noch zwischenzeitlich etwas in Verruf geratene Hilfsmittel ein:

(Anmerkungen zur Abbildung:
(1) beim Kaffeesatzlesen verfüge ich derzeit nur über Grundkennnisse
(2) Das Lesen aus Tier-Eingeweiden biete ich nur in den Wintermonaten an)

Sie sehen: nirgendwo sind Sie besser aufgehoben!

(Wem übrigens die Einleitung irgendwie bekannt vorkam, der erinnert sich sicher an “Die Bowle“ von Peter Frankenfeld.)